In den frühen Arbeiten von Jue Salomo, die ab 1965 entstanden, dominieren geometrische und informelle Abstraktionen in den bevorzugten Techniken Gouache und Druckerschwärze, Linolschnitt und Tempera. Nach dieser Zeit experimentierte er auch in der Druckgrafik und trug so, durch seinen künstlerischen und technischen Ideenreichtum, wesentlich zur Weiterentwicklung dieses Mediums bei.
In seiner besonderen Technik, Gouache und Druckerschwärze, formieren sich unerwartet neue Flächen, die in den Gestaltungsprozess integriert werden. So steht zum Beispiel die im Bild fixierte Bewegungsspur im Mittelpunkt der Gouache Keime geistigen Lebens I (Seite 192), deren Dynamik und Bewegung durch den Einsatz der Druckerschwärze sichtbar gemacht wird. Dagegen fällt in dem Linolschnitt Widerspruchslose Ergänzung (Abb. 2) die Stofflichkeit des Materials auf, wenn die Anordnung sich überlagernder Farbflächen dem Papier einen strukturierten Charakter verleihen. Dem Entstehungsprozess selbst liegt keine festgelegte Bildidee zugrunde, vielmehr ein Dialog mit den Gestaltungsmitteln in einem Prozess des Agierens und Reagierens. Die formale Entwicklung seiner frühen Arbeiten bleibt konsequent in abstrakten Bahnen, deren Farbkörper sich zusammenballen, in sich ruhend die Bildmitte einnehmen, wie in der Gouache Zeitgeist (Abb. 3).
Dabei unterstützt die konturlose Farbigkeit in Grün, Blau, Violett und Braun die Raumwirkung der zentral arrangierten Einzelelemente. In ihrer eigenen Wirksamkeit und als materielle Substanz bekommt die Farbe eine immer stärkere Bedeutung. Unter dem Einfluss des europäischen Informel dynamisiert sich auch seine Bildsprache. Hinzu kommt eine verhaltene Auflösung der klar umrissenen Form. Die Bilder demonstrieren den Übergang von der Statik (Abb. 4), Erfundene Wirklichkeit in eine Dynamik (Seite 195), Potential mit rhythmisierenden Elementen.
Wenn Jue Salomo auch impressionistische Erfahrungen reflektiert, wie das vibrierende Eigenleben der Farben, dann respektiert er dennoch den Rahmen der Komposition.
Die Qualität der frühen Arbeiten liegt gerade darin, dass sie geometrisch, organisch und malerisch zugleich sind. Das Spielerische, das ganz und gar nicht Dogmatische, verdeutlichen die zahlreichen Arbeiten im lebendigen Wechsel von Balance und Rhythmus.